Porträt - Mezzosopranistin Diana Haller liebt Koloraturen und Motorräder. In der Classic Night im Stadion singt sie Rossini
REUTLINGER CLASSIC NIGHT: EINE STRADIVARI IN DER KEHLE
VON MONIQUE CANTRÉ
STUTTGART/REUTLINGEN.
Der Musikkritiker Gábor Halász huldigt Diana Haller nach einem Schumann-Liederabend 2014 mit einem wahren Superlativ: »Diana Haller hat eine Stradivari in der Kehle.« Und ergänzt: «Dieses prachtvolle Instrument wird mit vollkommener Meisterschaft beherrscht.«
REUTLINGER CLASSIC NIGHT: EINE STRADIVARI IN DER KEHLE
VON MONIQUE CANTRÉ
STUTTGART/REUTLINGEN.
Der Musikkritiker Gábor Halász huldigt Diana Haller nach einem Schumann-Liederabend 2014 mit einem wahren Superlativ: »Diana Haller hat eine Stradivari in der Kehle.« Und ergänzt: «Dieses prachtvolle Instrument wird mit vollkommener Meisterschaft beherrscht.«
Temperamentsbündel mit grandioser Stimme: Diana Haller gehört zu den Stars beim KlassikOpen-Air im Reutlinger Kreuzeiche-Stadion. Schon bei ihrem Debüt als damals jüngste Solistin der Oper Stuttgart wurde die Mezzosopranistin mit Lob überschüttet: In der Rossini-Oper »La Cenerentola« sang sie die Titelrolle des Aschenputtels, wobei sowohl die einzigartige Farbigkeit ihrer Stimme als auch die Virtuosität ihrer Koloraturen gerühmt wurden. Die Cenerentola war ihre »Traumpartie«, verrät sie; und diese singt sie auch bei der Classic Night am 22. Juli: »Nacqui all'affanno e al pianto« (»Ich wurde für Leid und Tränen geboren«) mit wahrhaft halsbrecherischen Koloraturen.
»Es macht viel Spaß, einen Mann zu spielen. Es ist schön, etwas zu sein, das man nie sein wird«
Cecilia Bartoli, mit der Diana Haller oft verglichen wird, gab tatsächlich auch den Anstoß für ihre Entscheidung, Sängerin zu werden. Mit 14 Jahren habe sie auf einer DVD die Bartoli als Cenerentola erlebt, erzählt sie. Das hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Zum Gesangsunterricht hat sie freilich ihre Klavierlehrerin geschickt: »Damit ich lerne, große melodische Bögen zu atmen.« Musik sei in ihrer Familie stets präsent gewesen, auch beruflich: der Onkel Pianist und Dirigent, die Tante Sängerin, weshalb es keine Frage war, dass Diana das Musik-Lyzeum besuchte. Sie ist im kroatischen Rijeka geboren und aufgewachsen, hat in der Belcanto-Schmiede Giuseppe-Tartini-Konservatorium in Triest den Bachelor und anschließend in London den Master of Voice gemacht. »Und weil es so toll mit Englisch geklappt hat, sollte auch Deutsch dazukommen«, berichtet sie, und zwar wegen des deutschen Liedes, das sie unbedingt lernen wollte. Diana Haller: »Das ist sehr hygienisch für die Stimme.« 2009 kam sie nach Stuttgart an die Musikhochschule (Master Lied), wurde alsbald fürs Opernstudio entdeckt und ein Jahr später ins Ensemble der Stuttgarter Oper aufgenommen. Deutsch sprechen kann sie mittlerweile so schnell, dass man kaum mitschreiben kann.
Preise und Auszeichnungen hat Diana Haller jede Menge gesammelt, darunter den ersten Preis beim 8. Internationalen Wettbewerb für Liedkunst, und 2013 kürte sie die Zeitschrift »Opernwelt« zur Nachwuchssängerin des Jahres. Mittlerweile ist sie international gefragt, inklusive von allerersten Adressen wie der Met in New York oder den Salzburger Festspielen. Doch sie sagt: »Stuttgart ist mein Zuhause geworden«. Sie will hier auch bleiben, wenn Jossi Wieler das Haus verlässt, obwohl sie mehrere Angebote habe. An der Oper Stuttgart könne man »entspannt arbeiten, es herrscht eine besondere Atmosphäre - sehr produktiv und keine Konkurrenz.«
Große Rollen hat sie hier erarbeitet wie die Dorabella in »Cosìfantutte« von Mozart, den Prinzen Orlofsky in der »Fledermaus« von Johann Strauss, Ruggiero in »Alcina« von Händel oder zuletzt den Ritter Ariodante in Händels Oper »Ariodante«. »Hosenrollen mag ich gerne«, meint sie: »Es macht viel Spaß, einen Mann zu spielen. Man muss es richtig lernen, das Andere in die Körperhaltung und ins Gefühl reinzubringen. Und es ist schön, etwas zu sein, was man nie sein wird.«
Auch außerhalb der Oper ist Diana Haller gut beschäftigt: Als Konzertsängerin war sie mit Mozarts Großer Messe in c-Moll und Mozarts Requiem unter Philippe Herreweghe auf Tournee, unter Diego Fasolis mit Schumanns Requiem und Bach-Kantaten, mit Mahlers »Lied von der Erde« beim Heidelberger Frühling und auf der Operngala-Tournee mit dem NDR-Sinfonieorchester. Liederabende gab sie für die Hugo Wolf Akademie, das Eppaner Liedfestival, in Mexico, am Nationaltheater in Rijeka, in Wien und Zagreb.
Diana Haller hat so gar nichts von einer Diva an sich. Gerade habe sie den Motorradführerschein A abgelegt, erzählt sie. Bislang sei sie Vespa gefahren. Für den Motorradkauf wolle sie sich aber Zeit lassen, denn die Maschine müsse genau zu ihr passen. Temperament hat sie für zwei - was nicht zuletzt ihrem Schauspiel zugute kommt. Sie führt dies auf sizilianische Vorfahren zurück. Ihr deutsch klingender Name habe dagegen österreichisch-ungarische Wurzeln. (GEA)
»Es macht viel Spaß, einen Mann zu spielen. Es ist schön, etwas zu sein, das man nie sein wird«
Cecilia Bartoli, mit der Diana Haller oft verglichen wird, gab tatsächlich auch den Anstoß für ihre Entscheidung, Sängerin zu werden. Mit 14 Jahren habe sie auf einer DVD die Bartoli als Cenerentola erlebt, erzählt sie. Das hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Zum Gesangsunterricht hat sie freilich ihre Klavierlehrerin geschickt: »Damit ich lerne, große melodische Bögen zu atmen.« Musik sei in ihrer Familie stets präsent gewesen, auch beruflich: der Onkel Pianist und Dirigent, die Tante Sängerin, weshalb es keine Frage war, dass Diana das Musik-Lyzeum besuchte. Sie ist im kroatischen Rijeka geboren und aufgewachsen, hat in der Belcanto-Schmiede Giuseppe-Tartini-Konservatorium in Triest den Bachelor und anschließend in London den Master of Voice gemacht. »Und weil es so toll mit Englisch geklappt hat, sollte auch Deutsch dazukommen«, berichtet sie, und zwar wegen des deutschen Liedes, das sie unbedingt lernen wollte. Diana Haller: »Das ist sehr hygienisch für die Stimme.« 2009 kam sie nach Stuttgart an die Musikhochschule (Master Lied), wurde alsbald fürs Opernstudio entdeckt und ein Jahr später ins Ensemble der Stuttgarter Oper aufgenommen. Deutsch sprechen kann sie mittlerweile so schnell, dass man kaum mitschreiben kann.
Preise und Auszeichnungen hat Diana Haller jede Menge gesammelt, darunter den ersten Preis beim 8. Internationalen Wettbewerb für Liedkunst, und 2013 kürte sie die Zeitschrift »Opernwelt« zur Nachwuchssängerin des Jahres. Mittlerweile ist sie international gefragt, inklusive von allerersten Adressen wie der Met in New York oder den Salzburger Festspielen. Doch sie sagt: »Stuttgart ist mein Zuhause geworden«. Sie will hier auch bleiben, wenn Jossi Wieler das Haus verlässt, obwohl sie mehrere Angebote habe. An der Oper Stuttgart könne man »entspannt arbeiten, es herrscht eine besondere Atmosphäre - sehr produktiv und keine Konkurrenz.«
Große Rollen hat sie hier erarbeitet wie die Dorabella in »Cosìfantutte« von Mozart, den Prinzen Orlofsky in der »Fledermaus« von Johann Strauss, Ruggiero in »Alcina« von Händel oder zuletzt den Ritter Ariodante in Händels Oper »Ariodante«. »Hosenrollen mag ich gerne«, meint sie: »Es macht viel Spaß, einen Mann zu spielen. Man muss es richtig lernen, das Andere in die Körperhaltung und ins Gefühl reinzubringen. Und es ist schön, etwas zu sein, was man nie sein wird.«
Auch außerhalb der Oper ist Diana Haller gut beschäftigt: Als Konzertsängerin war sie mit Mozarts Großer Messe in c-Moll und Mozarts Requiem unter Philippe Herreweghe auf Tournee, unter Diego Fasolis mit Schumanns Requiem und Bach-Kantaten, mit Mahlers »Lied von der Erde« beim Heidelberger Frühling und auf der Operngala-Tournee mit dem NDR-Sinfonieorchester. Liederabende gab sie für die Hugo Wolf Akademie, das Eppaner Liedfestival, in Mexico, am Nationaltheater in Rijeka, in Wien und Zagreb.
Diana Haller hat so gar nichts von einer Diva an sich. Gerade habe sie den Motorradführerschein A abgelegt, erzählt sie. Bislang sei sie Vespa gefahren. Für den Motorradkauf wolle sie sich aber Zeit lassen, denn die Maschine müsse genau zu ihr passen. Temperament hat sie für zwei - was nicht zuletzt ihrem Schauspiel zugute kommt. Sie führt dies auf sizilianische Vorfahren zurück. Ihr deutsch klingender Name habe dagegen österreichisch-ungarische Wurzeln. (GEA)